Sein mit den neuesten Erkenntnissen gespickter Vortrag vor Eltern und Lehrerkollegen befasste sich mit der Frage nach den Ursachen des Klimawandels. Es ging um folgende Alternative, die in der parteipolitischen Diskussion für manchen Zündstoff sorgt: Ist der derzeit erkennbare Klimawandel, sichtbar in der Erwärmung der Erdtemperatur und den extremen Wetterereignissen, ein ganz normaler und natürlicher Vorgang, der sich in der Menschheitsgeschichte immer wieder ereignet hat und sich ohne Einwirkung der Menschen vollzieht? Oder ist er bedingt durch das Handeln des Menschen in den letzten 100 Jahren, das vor allem einen ungeheuren Anstieg des Treibhausgases CO2 zur Folge hatte. Das Ergebnis von Ulrich Wagner ist eindeutig: Der derzeitige Klimawandel ist menschengemacht. Dies zu leugnen sei absolut unseriös und unwissenschaftlich.
Ulrich Wagner belegte dies eindrücklich mit den neuesten Studien. Beginnend mit den Ereignissen in der Urzeit der Erd- und Menschheitsgeschichte, legte er dar, was die Ursachen für Temperaturänderungen seit Millionen von Jahren waren. Schuld daran waren Sonnenaktivitäten, unregelmäßige Kreisbewegungen der Erde, Vulkanaktivitäten, Bewegungen der Erdplatten, besondere Meeresströmungen bis hin zu Meteoriteneinschlägen. Diese Ereignisse verursachten die Entstehung verschiedener Eiszeiten und das Massenaussterben von Lebewesen, z.B. der Saurier.
Doch der jetzige Klimawandel, den wir zurzeit erleben, ist mit diesen Ursachen nicht zu erklären. Die eigentliche Ursache für die weltweite Temperaturerhöhung von 1,1 Grad Celsius (in Deutschland 1,5 Grad) ist eindeutig der sog. Treibhauseffekt: Die Menschen greifen in den natürlichen CO2-Kreislauf ein durch das Ausstoßen von riesigen Mengen an Kohlendioxid, hauptsächlich verursacht durch Industrie und Verkehr. Dies führt zu der sog. „Hockeyschlägerkurve“, dem extrem steilen Anstieg des CO2-Gehalts in der Atmosphäre in den letzten Jahren. Das Treibhausgas, das 1000 Jahre lang nicht abgebaut wird, legt sich wie ein wärmender Mantel um die Erde. Die Folgen sind verheerend.
Ulrich Wagner stellte verschiedene Klimamodelle vor, die nicht als „Wetterprognosen“ zu verstehen seien, sondern als „Wenn-Dann-Modelle“. Lokale Wettervorhersagen (Regenfälle, Sonnenscheindauer) sind nach wie vor relativ schwierig zu bestimmen, Klimavorhersagen (Temperaturgefälle) sind dagegen relativ gut berechenbar und darstellbar. So lassen sich z. B. die Auswirkungen der Meereserwärmungen und der Jetstreamveränderungen nicht nur gut beobachten, sondern auch in „Szenarien“ darstellen. Zum Beispiel: Was passiert, wenn es eine Temperaturerhöhung von 2 oder sogar 3 Grad weltweit geben wird (worauf wir zusteuern)? Extreme Wetterereignisse werden die Folge sein: Brände und Versteppung einerseits, Überschwemmungen und ungeheure Regenfälle andererseits, beide Extreme oft gar nicht weit auseinander gelegen. Weite Küstengebiete und Inseln werden aufgrund des Meerwasserspiegelanstiegs verschwinden. Versorgungsprobleme, Zunahme von Krankheiten, weltweite Fluchtbewegungen bis hin zu Krieg werden die Folgen sein. Am Ende seines Vortrags hat Ulrich Wagner Handlungsfelder aufgezeigt: Es gibt seriöse Machbarkeitsstudien, die belegen, dass sofortiges weltweites politisches Handeln die Erderwärmung mit ihren Folgen zwar nicht stoppen, aber abschwächen kann. Wichtig sind hier die Entscheidungen der Weltklimakonferenzen, in diesem Jahr in Madrid. Natürlich ist auch der persönliche ökologische Einsatz gefordert. Die Zuhörer dankten Ulrich Wagner für seinen nachdenklich machenden Vortrag mit langanhaltendem Applaus.