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Energie macht Klima - Planspiel im OHG Tuttlingen

Wie und bis wann soll Europa bei der Energieerzeugung klimaneutral werden?

Diese Leitfrage bestimmte das Planspiel des Regionalbüros Südbaden der Konrad-Adenauer-Stiftung in Freiburg, die die drei zehnten Klassen des Otto-Hahn-Gymnasiums in Tuttlingen am Mittwoch erörterten. Die Schülerinnen und Schüler lernten nicht nur Wissenswertes über die EU-Institutionen und politische Entscheidungswege, sondern entwickelten selbstständig in ihren jeweiligen Rollen als Entscheidungsträger Kompromisse zu Klimaschutzmaßnahmen, die sie anschließend als abgestimmte Position vor der EU-Kommission vortrugen.

Geschäftiges Treiben in den drei Klassenzimmern der Jahrgangsstufe 10 am OHG in Tuttlingen. Benedikt Müschenborn, Barbara Pfeifle und Lisa Alsentzer vom Civic Institut für internationale Bildung moderieren das Planspiel, das der Lehrer Heiko Thieme nach Tuttlingen geholt hatte. An den Gruppentischen informiert man sich über die jeweiligen Themen. Die jeweiligen Rollenpapiere sind einstudiert, die Verfahrenswege der europäischen Politik erscheinen an diesem Morgen noch abstrakt und in den Kleingruppen wird – pandemiebedingt nach Klassen getrennt – bereits debattiert. Das Planspiel „Energie mach Klima“, ist anspruchsvoll, aber die Schülerinnen und Schüler sind mit Maske und Begeisterung dabei. Unterschiedliche Positionen hinsichtlich wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit, Sozialleistungen und Verbandsinteressen konkurrieren mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. Alle Positionen haben ihre Berechtigung und sind für sich plausibel.

Laut Planspiel findet eine Konferenz des Europäischen Rates, also der Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsländer, statt. Die Kommission entscheidet, wie viel Prozent Treibhausgase wie, in welchem Verhältnis und in welchem Zeitraum in der EU durch regenerative Energieerzeugung eingespart werden sollen.

„Es macht richtig Spaß, sich da rein zu vertiefen!“, freut sich Emil Leopold. Der 15-jährige hat die Rolle des EU-Umweltkommissars. Ginge es nach ihm, würden alle Mitgliedsstaaten im Vergleich zu 1990 prozentual die gleiche Menge an Treibhausgasen einsparen. Aber damit konnte er sich nicht durchsetzen. Die Energieministerin Polens scheint eine der Wortführerinnen gegen zu rigide Maßnahmen zu sein. Das Land deckt seinen Strombedarf real weitgehend durch klimaschädliche Kohle und zählt, gemessen am Bruttosozialprodukt pro Kopf, nicht zu den reichen Ländern in der EU. Am spätem Vormittag vermeldet Leopold, man sei durch Abänderungen an den Prozentwerten Jahreszahlen zu einer Einigung gekommen – und wie im echten Politbetrieb – muss der Reporter den Politiker zurück zur Konferenz ziehen lassen und warten.

Das Ergebnis steht gegen Mittag fest. Im Nachgang sagt Emil Leopold, Einigkeit habe darin bestanden, dass die Einsparungen nicht zu einer sozialen Schieflage führen dürften. Wie das konkret umgesetzt werden sollte, habe lange diskutiert werden müssen. Er sagt, er habe jetzt ein besseres Verständnis dafür bekommen, warum das Finden von Kompromissen länger dauere und ab und an Entscheidungen vertagt würden. Ob er wieder an so einem Planspiel teilnehmen würde? Aber kl(ar!

(Bericht: Ralph Fautz)