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Mathematik im Schnelldurchlauf

OHG-Schüler-Student Raphael Steiner freut sich über die Glückwünsche von FernUni-Rektorin Prof. Ada Pellert.

 

Ende der 6. Klasse hatte sich Raphael Steiner das Wissen, was in Mathematik an Gymnasien in Baden-Württemberg im Abitur gefordert ist aus Büchern und über ein Propädeutikum angeeignet. Inzwischen besucht der 16-Jährige aus Tuttlingen die 11. Klasse und hat sich beim Dies Academicus 2016 an der FernUniversität in Hagen eine Urkunde abgeholt: Er gehört zu den besten Absolventinnen und Absolventen des Studienjahres. Raphael hat eine herausragende Bachelor-Arbeit in Mathematik geschrieben.

„Ich habe einfach Spaß an Mathe“, zuckt Raphael Steiner mit den Schultern. Nichts Besonderes also? „Als ich mich an die abstrakte Sprache gewöhnt hatte, ging’s.“ Wenn alles gut läuft, könnte er zum Herbst 2017 sein Master-Studium Mathematik an der FernUni beenden. In anderthalb Jahren macht er Abitur – nach der regulären Schulzeit. Trotz seiner Leistungen wollte er keine Klasse überspringen: „Ich habe mich im Klassenverband immer wohl gefühlt“. So geht er auch heute noch gerne regelmäßig mit Schulfreunden zum Squash spielen.

Vom Mathe-Unterricht befreit

In der 7. Klasse schrieb sich Raphael an der FernUniversität in Hagen fürs Mathe-Studium ein; ab Klasse 8 war er in der Schule vom Mathe-Unterricht befreit und schrieb nur noch die Arbeiten mit. Die gewonnene Zeit nutzte er fürs Studium. „Dann habe ich die Einsendeaufgaben bearbeitet“, erzählt der schlaksige Jugendliche. Unterstützung bekam er auch durch die Young Business School in Heidelberg.

Raphael ist das Jüngste von drei Kindern. Seinen Eltern war seine außergewöhnliche Begabung zunächst nicht bewusst. „Er kam gleich gut zurecht, nach dem Wechsel von der Grundschule aufs Gymnasium“, erinnert sich sein Vater. Erst über den Bio-Lehrer bekamen die Eltern eine Ahnung, wie leicht Raphael der Lernstoff zufliegt, in allen Fächern.

Woher sein Faible für Mathematik kommt? Es fing mit einem Globus an: Raphaels Interesse für Erdkunde war groß, für Bio auch – und dann bekam er als Zehnjähriger ein Buch von Stephen Hawking vor die Nase: „Astronomie fand ich unglaublich spannend.“ Er wollte mehr wissen, besuchte an der Volkshochschule Kurse über Relativitätstheorie, vertiefte sich in mathematische Erklärungen. Die Leidenschaft für Mathematik hatte ihn gepackt.

Weltmeister im Wissenswettbewerb

Schülerforschungszentrum Südwürttemberg, Wettbewerbe wie „Jugend forscht“, Mathe-Olympiaden auf der ganzen Welt, dank der Zahlen lernt Raphael andere Länder kennen. In Russland war er schon und kürzlich in Indien. Von dort kehrte er gemeinsam mit einem Team als Mathematik-Weltmeister des internationalen Wissenswettbewerb Quanta zurück. Von der Schule wird er dafür jeweils freigestellt. Den entgangenen Stoff holt er einfach nach – am liebsten den naturwissenschaftlichen. „Ich bin an Fakten und logischen Zusammenhängen interessiert.“ Das schlägt sich auch in seinen Hobbies nieder: Seit einem Jahr etwa spielt Raphael intensiv Schach.

„Im Schach schlägt er mich inzwischen und auch mathematisch kann ich mit Raphael nicht mehr mithalten“, sagt sein Vater – ein Ingenieur – lachend. Die Eltern fördern die Begabung ihres Sohnes und begleiten ihn jeweils zu den Studien-Klausuren. Dafür fahren sie in der Regel nach Zürich, das liegt räumlich am nächsten. Lernen für die Uni erledigt Raphael allein, er ist ein Autodidakt. „Das Fernstudium ist vom Zeitaufwand sehr effektiv“, urteilt Raphael.

Doktor der Mathematik

Den FernUni-Campus in Hagen kennt Raphael gut. Über ein Proseminar lernte er Prof. Dr. Winfried Hochstättler kennen. Der Leiter des Lehrgebiets Diskrete Mathematik und Optimierung an der FernUniversität unterstützte den Jungstudenten. Bei ihm hat Raphael seine Bachelor-Arbeit geschrieben: „Existenz und Konstruktion von Dreieckszerlegungen triangulierter Graphen und Schnyder Woods“. „Ich habe noch nie einen so guten Studierenden gehabt“, stellt Prof. Hochstättler fest. „Ich bin stolz darauf, wie gut unser Bachelorprogramm Raphael ausgebildet hat. Es ist ein großes Kompliment an die Mathematik in Hagen, dass er seinen Master weiter bei uns machen will.“

Im 10. Schuljahr absolvierte Raphael sein Berufspraktikum in Hochstättlers Lehrgebiet. Denn Raphaels Berufswunsch steht fest: „Ich möchte meinen Doktor in Mathematik machen.“ Bis zum Professor wird es danach sicher nicht mehr weit sein…